Die Methode Erfahrbarer Atem

Geschichte

Bereits als Kind erlebte Ilse Middendorf, dass Bewegung eine bedeutende Komponente des menschlichen Lebens ist. So war es für sie selbstverständlich, die damals erstmals angebotenen Kurse für Gymnastik zu besuchen, die eine besondere Erfahrung auslösten: Sie hörte – es war im 12. Lebensjahr – eine Stimme aus ihrem Inneren, die sagte: „Du musst atmen“. Ausgebildet in Gymnastik, Ernährungslehre und Nervenpunktmassage suchte sie in den 30er Jahren nach Möglichkeiten, den Menschen „innen“ und „tiefer“
anzusprechen, als das mit Gymnastik und Massage möglich war. So begann sie, ihren Atem zu erforschen und fand dabei viel Neues, dem sie intensiv nachging. 1938 traf sie mit Cornelis Veening zusammen. Zu der Arbeit mit ihm sagte sie: „Veening arbeitete im Wesentlichen in der Weise, die wir heute salutogenetisch nennen." Im Laufe ihrer Arbeit am Atem zeigte sich, dass ein empfindender Zugang zum Körper um so besser gelang, je mehr der Atem „zugelassen“ werden konnte, das heißt, nicht willentlich geführt wurde oder unbewusst verlief.

 

Dieses „Zulassen“ umschrieb sie mit dem bekannten Satz:
„Ich lasse meinen Atem kommen, lasse ihn gehen und
warte, bis er von selbst wiederkommt.“
So entdeckte Ilse Middendorf, dass sich „sammeln, empfinden, atmen“ einander bedingen – eine grundlegende Erfahrung im Erfahrbaren Atem.
Bereits Mitte der sechziger Jahre betonte sie: „Der Erfahrbare Atem ist eine eigenständige Methode bzw. eigenständige Disziplin und ein Entwicklungsweg“. Versuche, verschiedene Atemrichtungen miteinander zu kombinieren, stellte sie 1975 ein.

 

Ebenso gab sie den Ansatz, den Erfahrbaren Atem mit der Psychotherapie und Medizin zu verbinden in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts auf. Im Jahr 1965 begann Ilse Middendorf mit der Ausbildung von AtemtherapeutInnen und nannte ihre Arbeit am Atem „Der Erfahrbare Atem“. Damit brachte sie zum Ausdruck, dass diese Atemarbeit weder auf Theorien oder Überlegungen basiert, noch von dem „Atem-Wissen“ anderer Methoden und „fernöstlichem Atemwissen“ beeinflusst wurde. Ausschließlich Atemerfahrungen und dementsprechende Forschungen prägten und entwickelten die Arbeit von Beginn an und bis heute

 

Angebote und Ziele

Auszüge S.4 aus dem Berufsbild Atemtherapeuten im Erfahrbaren Atem nach Prof. Ilse Middendorf:Der Erfahrbare Atem („Atemtherapie Middendorf®“) hat eine andere Ausrichtung:
Im Erfahrbaren Atem geschieht die Heilung von Krankheiten „am Rande“, da sich TherapeutInnen des Erfahrbaren Atems immer an das Heile wenden und dieses dem Klienten bewusst werden lassen. „Atemtherapie Middendorf®“ ist somit eine salutogenetische Weise, mit dem Atem umzugehen. Der Atem stärkt das „Gesunde“, wodurch das „Kranke“ an Kraft und Einfluss verliert. Er wendet sich dabei an jene Teile oder Gegenden des Körpers, die dem Übenden bereits bewusst geworden sind, um so die ihm unbewussteren zu erschließen.
Der Begriff „Salutogenese“ leitet sich vom lateinischen „salus“= gesund, in Ordnung, heil, gerettet, sicher, erlöst und vom griechischen „Genese“ = Entstehung ab.
Arbeit am Atem bedeutet, KlientInnen derart anzuleiten, dass sich diese ihres Atemgeschehens insgesamt bewusst(er) werden. Dabei wächst die Atemfähigkeit und es entwickelt sich ein Empfindungsbewusstsein, das sich auf den Körper und auf dessen Durchlässigkeit, Lebendigkeit und Tonus sowie auf Geist und Seele auswirkt. Dabei gibt der Atemtherapeut innerhalb dieser Möglichkeiten kein „Ziel“ vor. Es bleibt in der Entscheidung oder dem Vermögender KlientInnen, ob und inwieweit sie sich den
Angeboten“, die während einer Atemstunde gegeben werden, öffnen möchten oder können. (...)

 

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